Einführung



(32v-33v) Hier beginnt der Schilhau mit seinen Stücken. Text: Schilhau einbricht, was ein Büffel schlägt oder sticht. Wer Wechsel droht, Schiler daraus ihn beraubt. Glosse: Der Schiler bricht die Hut da heißt „der Pflug“ und ist ein seltsam guter und ernsthafter Hau, denn er bricht mit Gewalt ein in Haue und Stiche und geht zum mit verkehrtem Schwert. Darum gibt es viele Meister des Schwertes, die von diesem Hau nichts zu sagen wissen. Wie man den Schiler hauen soll. Merke: Wenn Du mit dem Zufechten zu ihm kommst, so stehe mit dem linken Fuß vor und halte Dein Schwert an Deiner rechten Achsel. Haut er Dir denn von oben ein zum Kopf, so wende Dein Schwert und haue gegen seinen Hau mit der Kurzen Schneide, lang, aus geraden Armen, oben über sein Schwert zu seinem Kopf. Ist er dann geschickt und wechselt mit dem Hau Deines Schwertes und will unten durchwechseln, so lasse den Ort mit dem Hau vor Dich lang einschießen. So mag er unten nicht durchwechseln.
Schwertler:
"Kennzeichnend für den Schielhau ist, dass er als Oberhau beginnt, dann aber die Senkrechte durchquert und mit der kurzen Schneide trifft. Dadurch wird die gegnerische Klinge kontrolliert. Die Quellen unterscheiden folgende Situationen:
"Kennzeichnend für den Schielhau ist, dass er als Oberhau beginnt, dann aber die Senkrechte durchquert und mit der kurzen Schneide trifft. Dadurch wird die gegnerische Klinge kontrolliert. Die Quellen unterscheiden folgende Situationen:
In der Grundversion gegen einen Oberhau soll der Schielhau mit fast ausgestreckten Armen die Schwäche der angreifenden Klinge treffen. Dabei soll die eigene Klinge oben zu liegen kommen. Anschließend trifft der Hau Kopf oder Brust.
Ringeck1440: 31r erwähnt als einziger die oben liegende Klinge nicht, außerdem trifft sein Hau die Schulter statt den Kopf. Möglicherweise ist die Version Ringecks mehr darauf ausgelegt, den gegnerischen Hau zur Seite hin zu drängen, während die anderen Meister eher über die Klinge schlagen. (Letztere Version entspricht ihrem Prinzip nach damit einem hohen Zornhau mit der kurzen Schneide.) Die Beinarbeit ist als Sprung mit dem rechten Bein zur Zeit des ersten Teils des Haus beschrieben, über dessen Richtung es bei Jud Lew: 22v und Speyer: 25v heißt "spring zu" - also höchstwahrscheinlich "auf ihn zu".
Anfällig ist diese Technik vor allem gegen ein Durchwechseln des Gegners, welches in der Tat empfohlen wird für den Fall, dass der Schielhau zu kurz geschlagen wird. Um dies zu verhindern, soll derjenige, der den Schielhau ausführt, lang zum Gesicht stechen, sobald er den Versuch bemerkt. Das Durchwechseln wird also nicht versetzt, sondern mit dem Prinzip des Überlaufens verhindert. Da diese Grundversion auch gegen den Pflug und einen tiefen Stich zum Einsatz kommen soll, ist anzunehmen, dass sich die Höhe der Hände nach denen des Gegners richtet. (Die bei Meyer abgebildete Version dürfte eindeutig höher sein als die der älteren Quellen.)
Eine zweite Version des Schielhau wird angewendet, wenn der Gegner einem im Zufechten den Langort anbietet. Dabei soll man einen Hau (wahrscheinlich einen normalen Oberhau) zum Ort andeuten (anschielen desselben mit den Augen) und dann mit der kurzen Schneide seine Klinge treffen. (Möglicherweise in der Mitte, darüber wird nichts ausgesagt.) Sofort anschließend erfolgt ein Stich zum Hals, höchst wahrscheinlich in der Bindung. Der Schritt findet hier explizit erst mit dem Stich statt.
Bei der dritten Version sind sich die Quellen uneins, für welche Situation sie anzuwenden ist: Ringeck1440: 32v empfiehlt sie gegen einen Oberhau, Danzig1452: 24v und Jud Lew: 25r gegen den Langort, bei Speyer: 26v schließlich wird beides erwähnt. Allen gemeinsam ist, dass ein Hau (wiederum wahrscheinlich ein normaler Oberhau) zum Kopf fintiert wird, dann aber mit der kurzen Schneide die Klinge und sofort darauf mit dem Ort die Hand getroffen wird. Während Ringeck empfiehlt, an der Klinge entlang (also sanft) zu arbeiten, wird bei Speyer (zumindest für den Fall gegen einen Oberhau) ausdrücklich gegen die Klinge geschlagen.
Generell kann man aber beim Schielhau vermuten, dass zwischen der ersten und der zweiten Teiltechnik die Bindung möglichst aufrecht erhalten wird, schon um ein beginnendes Durchwechseln früh spüren zu können."

Der Schielhau wird mit der kurzen Schneide aus der Hut "vom Tag" aus der Nach, mit fast geraden Armen, über das Schwert des Angreifers zu seinem Kopf geschlagen. Wir nehmen dabei Bindung mit der gegnerischen Schwäche auf. Schielhau ist gut gegen jene Fechter einzusetzen, die mit bloßer Kraft und Härte angreifen ("Büffel"). Bei idealer Ausführung wird das gegnerische Schwert an der Schwäche zur Seite versetzen und der Gegner gleichzeitig am Kopf getroffen. Dabei ist es nicht zwingend notwendig einen Schritt zu machen, keine der Quellen beschreibt einen expliziten Schritt. Um einen Schielhau erfolgreich einsetzen zu können erfordert viel Übung. Ideale Schlagwinkel, Timing und Bindung müssen exakt passen.

Hauptübung |
SCHIEL-01 |
|
Merke |
- Arme in Endposition fast gestreckt. - getroffen wird mit der kurzen Schneide. - die Schwäche der angreifenden Klinge treffen. - die eigene Klinge soll idealer Weise oben (über das Schwert des Angreifers) zu liegen kommen. - Schritt ist dabei Optional |
|
![]() |
![]() |
|
Übung 1 Fixe Mensur |
Im Stand Oberhau rechts. | Im Stand Schielhau (Optional mit Schritt) |
Übung 2 (ohne Partner) |
--- | Im Stand Schielhau (Optional mit Schritt) |
Übung 3
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und startet mit Oberhau nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Oberhau mit einen Schielhau. |
Übung 4
Variable Mensur |
Bewegt sich Rückwärts und startet mit Oberhau nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Oberhau mit einen Schielhau. |
Übung 5
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und startet mit Oberhau nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Rückwärts und reagiert auf Magisters Oberhau mit einen Schielhau. |
Schiller gegen Pflug


Laut Germ.Q.2020 können wir den Schiller auch gegen den Pflug nutzen. Sobald der Gegner aus der Hut Pflug zusticht, binden wir an der Schwäche des Schwertes an, und fegen diese zur Seite, während wir indes mit dem Ort treffen.
Schiller gegen Langort



Der Schielhau lässt sich auch sehr gut gegen den Langort einsetzen. Dabei wird der statisch gehaltene Schwert des Gegners zuerst zur Seite geräumt und dabei der Kopf des Gegners angegriffen. Der Ort kann hier auch "schiessen", d.h. nach vorne gestochen werden.

Hauptübung | SCHIEL-02 | |
Merke | - Arme in Endposition fast gestreckt. - getroffen wird mit der kurzen Schneide. - die Schwäche der angreifenden Klinge treffen. - die eigene Klinge soll idealer Weise oben (über das Schwert des Angreifers) zu liegen kommen. - Schritt ist dabei Optional | |
![]() | ![]() | |
Übung 1 "Schiller gegen Pflug" | Bewegt sich im Hut "Pflug" Vorwärts auf Discipulus zu und startet mit einem Stich zur Kopf nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Stich mit einen Schielhau. |
Übung 2 | Bewegt sich im Hut "Langort" Vorwärts auf Discipulus zu. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Langort mit einen Schielhau. |
Schiller zu den Händen gegen den Oberhau



Hierbei geht es darum einen diagonalen Hau zu versetzen und dabei die Hände des Angreifers anzugreifen. Dazu muss der Mensur sehr gut gewählt und indes eingenommen werden.

Hauptübung | SCHIEL-03 | |
Merke | - Arme in Endposition fast gestreckt. - getroffen wird mit der kurzen Schneide. - die Schwäche der angreifenden Klinge treffen. - die eigene Klinge soll idealer Weise oben (über das Schwert des Angreifers) zu liegen kommen. - Schritt ist dabei Optional | |
![]() | ![]() | |
Übung 1 "Schiller zu den Händen gegen den Oberhau" | Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und startet mit Oberhau nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Oberhau mit einen Schielhau zu dessen Händen. |