Einführung



(38v) Der Scheitler bricht die Hut, die da heißt „Alber“ und ist schlecht zu dem Antlitz und der Brust gefährlich in seiner Kehrung. Den Treibe als: wenn Du mit dem Zufechten zu ihm kommst und er legt sich gegen Dich in die Hut Alber, so setze den linken Fuß vor und halte Dein Schwert an Deiner rechten Achsel in der Hut. Und springe zu ihm und haue von oben nieder stark zu seinem Kopf. Versetzt der den Hau so, dass sein Ort und das Gehilz beide über ihm stehen, dann heißt das die Krone. Dann bleibe hoch mit den Armen und hebe mit der linken Hand Deinen Schwertknopf über Dich und senke ihm den Ort über sein Gehilz und der Brust.
Schwertler:
"Der Scheitelhau ist einer der verporgen Hau Liechtenauers. In den Quellen des 15. Jhdts wird er als Bruch gegen den Alber angeführt und relativ einhellig beschrieben, wobei der Angriff mehrere Phasen durchläuft, deren logische Anordnung nicht in allen Quellen genau überein stimmt:
"Der Scheitelhau ist einer der verporgen Hau Liechtenauers. In den Quellen des 15. Jhdts wird er als Bruch gegen den Alber angeführt und relativ einhellig beschrieben, wobei der Angriff mehrere Phasen durchläuft, deren logische Anordnung nicht in allen Quellen genau überein stimmt:
Aus der Hut vom Tag (meist an der Schulter, bei Speyer aber über dem Kopf) schlägt man mit der langen Schneide und ausgestreckten Armen zum Gesicht des Gegners. Durch die so erreichte maximale Reichweite macht sich der Scheitelhau in seiner ersten Absicht das Überlaufen-Prinzip zu Nutze, so dass man den Gegner mit fast waagerechten Armen trifft. (In der Tat wird diese erste Absicht in keiner der Quellen explizit ausgeführt. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass diese natürlich auftretende Chance auf einen Treffer verschenkt wird.) Um in der zweiten Absicht eine (eher niedrige) Versatzung zum umgehen, heißt es etwa bei Ringeck1440: 32vf oder Speyer: 27vf, man solle mit dem Armen hoch bleiben(!) und den Ort zu Gesicht oder Brust senken. Es wird also hier beim Wahrnehmen einer Versatzung die Bewegung der ersten Absicht noch vor ihrem Abschluß verändert; das Überlaufen-Prinzip wird zugunsten einer Umgehung aufgegeben. Der Gegner wird so gezwungen, abermals zu versetzen. Dieses erste Absenken geschieht noch mit der langen Schneide. Wird (etwa durch Hochstoßen der Kron) weiter nach oben versetzt, so läßt man in der dritten Absicht den Ort mit einer Drehung des Schwerts noch weiter absinken, um die Brust zu erreichen (etwa bei Ringeck1440: 33r). Man beachte dazu, dass mit der Hauptschneide unten die Handgelenke nur einen bestimmten Winkel der Klinge zulassen. Nach dem Verkehren sind jedoch selbst die unteren Blößen problemlos mit einem Stich zu erreichen. Läuft der Gegner nun mit der hohen Kron ein oder stößt diese nach oben, so besteht die vierte Absicht darin, unter Ausnutzung des gegnerischen Impulses die eigene Klinge unter seine Kron zu bringen und dort einen Schnitt mit einem anschließenden Hendtrucken auszuführen.
Bemerkungen: Es stellt sich heraus, dass ein Schnitt direkt aus der zweiten Phase etwas einfacher auszuführen ist, da das Verkehren des Schwertes hier fast automatisch die Klinge unter die Hände des Gegners bringt. So sind die dritte und vierte Absicht möglicherweise eher als Alternativen denn als Abfolge zu sehen. Weiter ist es möglich, die ersten drei Phasen so flüssig auszuführen, dass eine Art Peitscheneffekt entsteht, der selbst einen Hiebtreffer mit verkehrter Klinge noch wirkungsvoll erscheinen läßt. Anders als landläufig oft angenommen ist der Scheitelhau im 15. Jhdt nicht mit einer Rückwärtsbewegung beschrieben (s.u.), bei Danzig1452: 25r wird sogar ausdrücklich zu einem Sprung auf ihn zu geraten.
Als gängige Versatzung zum Scheitelhau wird wie gesagt die Kron mit anschließendem Einlaufen angegeben. Während sich dies im Vers selbst noch wie eine Empfehlung liest, ist der Stellenwert dieser Verteidigung in den Glossen nicht mehr so klar.
Eine exotischere Fortsetzung ist bei Ringeck1440: 55r bzw. Danzig1452: 80v beschrieben, wo (allerdings im Kampf mit dem Buckler) scheinbar durch Zucken die Verteidigung gegen den Scheitelhau umgangen und dann zu den untere Blößen gestochen wird."

Der Scheitelhau trifft den Gegner oft bevor er überhaupt bemerkt. Das Schwert führt dabei eine schnappende Bewegung nach vorne, bei der der Ort nach unten durchschlägt. In späteren Quellen wird der schnelle Drehung auf der kurzen Schneide auch als "Sturzhau" bezeichnet.

Hauptübung |
SCHEITEL-01 |
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Merke |
- Hau mit fast ausgestreckten Armen mit der langen Schneide. - Zweite Absicht nutzen, Ort wird gesenkt. - Schnappende, Peitschenartige Ausführung. - Ausgangshut "Vom Tag" - Trefferziel: Kopf / Brust (Stich) |
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Übung 1 Fixe Mensur |
Im Stand aus Hut "Vom Tag" in Hut Alber wechseln. | Im Stand Scheitelhau. |
Übung 2 (ohne Partner) |
--- | Im Stand Scheitelhau. |
Übung 3
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und wechselt aus der Hut "Vom Tag" in Hut "Alber" nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Hutwechsel mit einen Scheitelhau. |
Übung 4
Variable Mensur |
Bewegt sich Rückwärts und wechselt aus der Hut "Vom Tag" in Hut "Alber" nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Hutwechsel mit einen Scheitelhau. |
Übung 5
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und wechselt aus der Hut "Vom Tag" in Hut "Alber" nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Rückwärts und reagiert auf Magisters Hutwechsel mit einen Scheitelhau. |
Übung 6 - "Nachreisen"
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und startet mit Oberhau nach eigenem Ermessen. | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Oberhau mit "Nachreisen" = zuerst nach hinten Ausweichen dann Scheitelhau ausführen. |
Gegen die Krone: Der Stich



Kann nur funktionieren wenn der Gegenfechter die Krone weit vor seinem Kopf ausführt.

Hauptübung |
SCHEITEL-02 |
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Merke |
- Hau mit fast ausgestreckten Armen mit der langen Schneide. - Zweite Absicht nutzen, Ort wird gesenkt. - Schnappende, Peitschenartige Ausführung. - Ausgangshut "Vom Tag" - Trefferziel: Kopf / Brust (Stich) - Kann nur funktionieren wenn der Gegenfechter die Krone weit vor seinem Kopf ausführt. |
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Übung 1
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und wechselt aus der Hut "Vom Tag" in Hut "Alber" nach eigenem Ermessen... | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Hutwechsel mit einen Scheitelhau... |
"Versetzt der den Hau so, dass sein Ort und das Gehilz beide über ihm stehen, dann heißt das die Krone." | ... reagiert auf Discipulus Scheitelhau mit eine passive Versatzung: "Kron" (bitte weit vor dem Kopf ausführen). | ... reagiert auf Magisters Versatzung: "dann drehe Dein Schwert, hebe Dein Gehilz über Deinen Kopf und stich ihm in die Brust." |
Gegen die Krone der Unter- und Oberschnitt




Steht der Gegenfechter mit erhobenen Händen in der Krone und bewegt sich auf dich zu, dann kannst Du diese Situation für den "Schnitt unter seine Hände" nutzen.

Hauptübung |
SCHEITEL-03 |
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Merke |
- Hau mit fast ausgestreckten Armen mit der langen Schneide. - Zweite Absicht nutzen, Ort wird gesenkt. - Schnappende, Peitschenartige Ausführung. - Ausgangshut "Vom Tag" - Trefferziel: Kopf / Brust (Stich) |
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Übung 1
Variable Mensur |
Bewegt sich Vorwärts auf Discipulus zu und wechselt aus der Hut "Vom Tag" in Hut "Alber" nach eigenem Ermessen... | Bewegt sich Vorwärts auf Magister zu und reagiert auf Magisters Hutwechsel mit einen Scheitelhau... |
"wenn er Dir den Scheitler, oder sonst einen Hau mit der Krone versetzt, und Dir damit einläuft" | ... reagiert auf Discipulus Scheitelhau mit eine passive Versatzung: "Kron" UND bewegt sich auf Discipulus zu. | ... reagiert auf Magisters Versatzung: "so nimm den Schnitt unter seine Hände, in seinen Arm und drücke fest über Dich. So ist die Krone unten gebrochen. Und wende Dein Schwert aus dem unteren Schnitt in den oberen (Schnitt) und zucke Dich damit ab." |