Sprechfenster


Glosse: Merke: Das heißt das Sprechfenster. Wenn er Dir mit Hauen oder Versetzen an das Schwert bindest, so bleibe stark mit ausgestrecktem Arm mit der langen Schneide am Schwert, mit dem Ort vor dem Gesicht. Und stehe fröhlich und besieh seine Sache, was er gegen Dich treiben will. (...) Schlägt er von Schwert und mit einem Oberhau, Dir zu der anderen Seite, so binde mit Stärke seinem Hau nach mit der Langen Schneide ihm oben ein zu dem Kopf. Oder schlägt er um mit dem Zwerch, so falle mit dem oberen Schnitt in die Arme. Oder zuckt er sein Schwert an Sich und will Dir von unten zustechen, so reise ihn nach an dem Schwert und setze ihm oben an. (...) oder will er sich von Schwert nicht abziehen, noch umschlagen, so arbeitest Du am Schwert mit dem Duplieren und sonst mit anderen Stücken – danach, wie Du empfindest, die Weiche oder die Härte am Schwert.
Hernach merke, was der Lange Ort ist. Merke: Wenn Du mit dem Zufechten zu nahe an ihn kommst, so setze Deinen linken Fuß vor und halte ihm den Ort mit ausgerichteten Armen lang, gegen das Gesicht oder die Brust. Haut er Dir oben herunter, zu dem Kopf, so winde mit dem Schwert gegen seinen Hau und stich ihm zu dem Gesicht. Oder haut er von oben nieder oder von unten auf Dir zu dem Schwert und will Dir den Ort wegschlagen, so wechsle durch und stich ihn zu der anderen
Seite zu der Blöße. Oder trifft er Dir mit dem Hau das Schwert mit Stärke, so lass Dein Schwert umschnappen. So triffst Du ihn zu dem Kopf. Läuft er Dir ein, so treibe die Ringen oder den Schnitt. Achte darauf, dass es Dir nicht fehl geht.

(60r-61r) So sollt Du auch nun wissen, das Sprechfenster ist auch eine Hut, in der Du sicher stehen kannst. Und die Hut, das ist der Lange Ort. Der ist die edelste und beste Abwehr am Schwert, wenn Du daraus fechten kannst. Die zwingt damit den Mann, dass er sich (…) schlagen lassen muss. Und er kann vor dem Ort weder zu Schlägen noch zu Stichen kommen. Wie Du Dich in das Sprechfenster begeben sollst: Wenn Du im Zufechten zu ihm gehst, (egal) mit welchem Hau Du denn an ihn kommst, sei es ein Unterhau oder ein Oberhau, so lasse den Ort mit dem Hau immer lang einschießen zum Gesicht oder zur Brust. Damit zwingst Du ihn, so dass er versetzen muss oder an das Schwert bindet. Und wenn er dann angebunden hat, so bleibe ihm stark mit der Langen Schneide auf dem Schwert fröhlich und warte ab, was wer weiterhin gegen Dich fechten will. Zieht der sich zurück (und) ab vom Schwert, so folge ihm nach mit dem Ort zur Blöße. Wenn er von Schwert umschlägt zur anderen Seite, so binde seinen Hau, nach. Ihm stark oben ein zu dem Kopf. Wenn er sich vom Schwert nicht abziehen möchte und umschlägt, so arbeite mit dem Duplieren oder sonst einem anderen Stück (…), je nachdem wie Du die Schwäche und Stärke in seinem Schwert (findest).
Das ist ein anderer Stand, und der heißt auch das Sprechfenster.
Merke: Wenn Du im Zufechten fast zu ihm … gekommen bist, so setze den linken Fuß vor und halte den Ort lang aus den Armen gegen sein Gesicht oder Brust. Sobald Du ihm an das Schwert bindest und stehe fröhlich, was er gegen Dich fechten will. Haut er Dir denn oben lang ein zum Kopf, so fahr auf und winde mit dem Schwert gegen seinen Hau in den Ochsen und stich ihn zum Gesicht. Wenn er Dir zum Schwert haut und nicht zum Leib, so wechsle durch und stich ihn zu der anderen Seite. Läuft er ein und ist hoch mit den Armen, so treibe den unteren Schnitt oder laufe ihm durch mit Ringen. Ist er niedrig mit den Armen, so verwende die Armringen. So kannst Du alle Stücke aus dem Langen Ort treiben.

Im MS 3227a wird das Sprechfenster aus den Hängen erläutert (37r - 37v). MS Germ.Quart.2020 bezeichnet das Sprechfenster als Stellung oder Position, in der Du stehst und auf eine Aktion des Gegners wartest (60r-61r). Hier wird auch von Langen Ort oder Langort gesprochen. Während MS Germ.Quart.2020 sagt: Das Sprechfenster ist der Langort, unterscheidet MS Dresd.C.487 zwischen Langort und Sprechfenster. Sprechfenster und Langort unterscheiden sich demnach in der Position nur geringfügig. Die Ausgangsituation ist eine Andere:
- In das Sprechfenster begibt man sich aktiv, wenn Du den Vorschlag führst und den Gegner durch den nachfolgenden Stich zwingst, in der Bindung zu bleiben.
- Der Langort ist eher passiv zu verstehen. Bei ihm stellst Du Dich in den Langort und zwingst dein Gegner damit dazu zunächst die Klinge zu Seite zu räumen, bevor er Dich direkt angreifen kann.
Bei der Ausführung sind der Langort und das Sprechfenster sehr ähnlich. Allerdings sind Deine Arme im Sprechfenster meist nicht so weit ausgestreckt und das Schwert wird zumeist nicht in einer exakt waagerechten Position gehalten.
Wie Du ins Sprechfenster kommst


- Wenn er vom Schwert abzieht: Dann sollst Du ihm Nachreisen und ihn "Schlagen bis er Schnaubet".
- Wenn er Schnappt: Dann sollst Du von oben an sein Schwert binden. (Eine Art Nachreisen)
- Wenn er ein Twerchhau versucht: Dann sollst Du ihm durch seine Hände schneiden.
- Wenn ein Abnhemen oder Zucken versucht: Dann folge seinem Schlag nach (Eine Art Nachreisen)
- Wenn er nichts unternimmt: Dann musst Du selber aktiv werden.

