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Sprechfenster / Langort

HEMA GLOSSAR
Eine Hut (Grund- bzw. Ausgangsstellung) im Langen Schwert, bei der das Schwert mit dem Ort den Gegner bedrohend nach vorn gehalten wird. 


Sprechfenster


Quelle - MS 3227a () Sprechfenster mach, Steh fröhlich, sieh seine Sache. Schlag, dass er schnaubet, wer von Dir zieht zu weit ab Ich sage für wahr, sich schützt kein Mann ohne Gefahr. Hast Du das vernommen, zum Schlage mag er nicht kommen. Ist das Du bleibest am Schwert, damit auch treibe Haue, Stiche oder Schnitte.Das Fühlen merke mit  und alles anderen vorziehen: vom Schwert sollst Du nicht fliehen. Auch der Meister fechten, ist am Schwert am besten. Wer an Dich bindet, der Krieg mit ihm verletzend ringet. Das edle Winden kann ihn auch bloß finden, mit Hauen, Stichen oder Schnitte. Windest ihn wehrlich in allen Winden, Haue, Stiche, Schnitte sollst Du finden. Das edle Hängen will nicht sein, ohne die Winden. Denn aus den Hängen, sollst Du die Winden bringen.

Quelle - MS Dres.C. 487 (47rSprechfenster mach. Stehe fröhlich und sieh seine Sach. Schlage ihn das er Schnappe (?schnaube). Wer sich vor Dir abzieht: Ich sage Dir fürwahr: sich schützt kein Mann ohne Gefahr!  Hast Du recht vernommen, zu schlagen mag er kaum kommen.
GlosseMerke: Das heißt das Sprechfenster. Wenn er Dir mit Hauen oder Versetzen an das Schwert bindest, so bleibe stark mit ausgestrecktem Arm mit der langen Schneide am Schwert, mit dem Ort vor dem Gesicht. Und stehe fröhlich und besieh seine Sache, was er gegen Dich treiben will. (...) Schlägt er von Schwert und mit einem Oberhau, Dir zu der anderen Seite, so binde mit Stärke seinem Hau nach mit der Langen Schneide ihm oben ein zu dem Kopf. Oder schlägt er um mit dem Zwerch, so falle mit dem oberen Schnitt in die Arme. Oder zuckt er sein Schwert an Sich und will Dir von unten zustechen, so reise ihn nach an dem Schwert und setze ihm oben an. (...) oder will er sich von Schwert nicht abziehen, noch umschlagen, so arbeitest Du am Schwert mit dem Duplieren und sonst mit anderen Stücken – danach, wie Du empfindest, die Weiche oder die Härte am Schwert.

Hernach merke, was der Lange Ort ist. Merke: Wenn Du mit dem Zufechten zu nahe an ihn kommst, so setze Deinen linken Fuß vor und halte ihm den Ort mit ausgerichteten Armen lang, gegen das Gesicht oder die Brust. Haut er Dir oben herunter, zu dem Kopf, so winde mit dem Schwert gegen seinen Hau und stich ihm zu dem Gesicht. Oder haut er von oben nieder oder von unten auf Dir zu dem Schwert und will Dir den Ort wegschlagen, so wechsle durch und stich ihn zu der anderen
Seite zu der Blöße. Oder trifft er Dir mit dem Hau das Schwert mit Stärke, so lass Dein Schwert umschnappen. So triffst Du ihn zu dem Kopf. Läuft er Dir ein, so treibe die Ringen oder den Schnitt. Achte darauf, dass es Dir nicht fehl geht.

Quelle - MS Germ.Quart.2020 (6v-7r) Sprechfenster mach, steh fröhlich und besieh seine Sache. Schlage ihn, dass er schnaubt, wer sich von Dir abzieht. ich sage Dir fürwahr, sich schützt kein Mann ohne Gefahr. Hast du das vernommen, zum Schlagen mag er kaum kommen.
(60r-61r) So sollt Du auch nun wissen, das Sprechfenster ist auch eine Hut, in der Du sicher stehen kannst.  Und die Hut, das ist der Lange Ort. Der ist die edelste und beste Abwehr am Schwert, wenn Du daraus fechten kannst. Die zwingt damit den Mann, dass er sich (…) schlagen lassen muss. Und er kann vor dem Ort weder zu Schlägen noch zu Stichen kommen.  Wie Du Dich in das Sprechfenster begeben sollst: Wenn Du im Zufechten zu ihm gehst, (egal) mit welchem Hau Du denn an ihn kommst, sei es ein Unterhau oder ein Oberhau, so lasse den Ort mit dem Hau immer lang einschießen zum Gesicht oder zur Brust. Damit zwingst Du ihn, so dass er versetzen muss oder an das Schwert bindet. Und wenn er dann angebunden hat, so bleibe ihm stark mit der Langen Schneide auf dem Schwert fröhlich und warte ab, was wer weiterhin gegen Dich fechten will. Zieht der sich zurück (und) ab vom Schwert, so folge ihm nach mit dem Ort zur Blöße. Wenn er von Schwert umschlägt zur anderen Seite, so binde seinen Hau, nach. Ihm stark oben ein zu dem Kopf. Wenn er sich vom Schwert nicht abziehen möchte und umschlägt, so arbeite mit dem Duplieren oder sonst einem anderen Stück (…), je nachdem wie Du die Schwäche und Stärke in seinem Schwert (findest). 

Das ist ein anderer Stand, und der heißt auch das Sprechfenster.
Merke: Wenn Du im Zufechten fast zu ihm … gekommen bist, so setze den linken Fuß vor und halte den Ort lang aus den Armen gegen sein Gesicht oder Brust. Sobald Du ihm an das Schwert bindest und stehe fröhlich, was er gegen Dich fechten will.  Haut er Dir denn oben lang ein zum Kopf, so fahr auf und winde mit dem Schwert gegen seinen Hau in den Ochsen und stich ihn zum Gesicht. Wenn er Dir zum Schwert haut und nicht zum Leib, so wechsle durch und stich ihn zu der anderen Seite. Läuft er ein und ist hoch mit den Armen, so treibe den unteren Schnitt oder laufe ihm durch mit Ringen. Ist er niedrig mit den Armen, so verwende die Armringen. So kannst Du alle Stücke aus dem Langen Ort treiben.

Drey Wunder Infos
Im MS 3227a wird das Sprechfenster aus den Hängen erläutert (37r - 37v). MS Germ.Quart.2020 bezeichnet das Sprechfenster als Stellung oder Position, in der Du stehst und auf eine Aktion des Gegners wartest (60r-61r). Hier wird auch von Langen Ort oder Langort gesprochen. Während MS Germ.Quart.2020 sagt: Das Sprechfenster ist der Langort, unterscheidet MS Dresd.C.487 zwischen Langort und Sprechfenster. Sprechfenster und Langort unterscheiden sich demnach in der Position nur geringfügig. Die Ausgangsituation ist eine Andere:
  • In das Sprechfenster begibt man sich aktiv, wenn Du den Vorschlag führst und den Gegner durch den nachfolgenden Stich zwingst, in der Bindung zu bleiben.
  • Der Langort ist eher passiv zu verstehen. Bei ihm stellst Du Dich in den Langort und zwingst dein Gegner damit dazu zunächst die Klinge zu Seite zu räumen, bevor er Dich direkt angreifen kann. 
Bei der Ausführung sind der Langort und das Sprechfenster sehr ähnlich. Allerdings sind Deine Arme im Sprechfenster meist nicht so weit ausgestreckt und das Schwert wird zumeist nicht in einer exakt waagerechten Position gehalten. 

Wie Du ins Sprechfenster kommst


Quelle - MS 3227a (37r-38vBleibt er aber mit Dir an dem Schwert, so prüfe und merke ob er weich oder hart am Schwert ist. Ist das er ist weich und schwach, so sollst Du reichlich und künstlich vorfahren und dahin hurten mit Deiner Stärke und ihm in sein Schwert dringen und drücken und seine Blöße suchen, zum Kopf oder zum Leib, wo Du nur zu magst kommen. Ist einer aber hart und stark an dem Schwert und (will) feste in Dich hin dringen und stoßen, so sollst Du denn weich und schwach sein, gegen seine Stärke und sollst seiner Stärke und seinem Dringen mit Deinem Schwert entweichen und ihm (…) weichen und ihn seinem sein Schwert ihn hin prellt und wischt, wie (dass) vorher (…) davon geschrieben steht. In dem oder dieweil, als das ihm geschieht, eh denn er sich wieder erholen kann, damit er zu keinem Schlag oder Stich kommt, so sollst Du selber seine Blößen warnehmen, mit Hauen, Stichen oder Schnitten, wo Du ihn am einfachste treffen magst nach der vorgeschriebenen Lehre, rasch, künstlich und schnell, das also jener nicht zum Schlagen kommt. Darum spricht Lichtenauer: Ich sage für wahr: Sich schützt kein Mann ohne Gefahr. Hast Du das vernommen, zum Schlag mag er keinen kommen. Damit meint er dass sich keiner ohne Gefahr oder ohne Schaden schützt, wenn Du nach der geschriebenen Lehre handelst.

Drey Wunder Infos
MS Germ.Quart.2020 sagt uns, dass den Ort lang einschießen sollen, damit der Gegner nach dem Anbinden versetzen muss und so gezwungen ist, am Schwert zu bleiben. Aus dieser Situation heraus hat Dein Gegenfechter mehrere Möglichkeiten:
  1. Wenn er vom Schwert abzieht: Dann sollst Du ihm Nachreisen und ihn "Schlagen bis er Schnaubet".
  2. Wenn er Schnappt: Dann sollst Du von oben an sein Schwert binden. (Eine Art Nachreisen)
  3. Wenn er ein Twerchhau versucht: Dann sollst Du ihm durch seine Hände schneiden.
  4. Wenn ein Abnhemen oder Zucken versucht: Dann folge seinem Schlag nach (Eine Art Nachreisen)
  5. Wenn er nichts unternimmt: Dann musst Du selber aktiv werden.