
Einführung

(…) er muss (also) so schlecht und gleich zuhauen, zum Manne, zum Kopf oder zum Leib,nach dem Allernächsten und Kürzesten, wie er ihn nur bekommen kann und erreichen rasch und schnell. Und lieber mit einem Schlag, denn mit Vieren oder Sechsen, mit denen er nicht erreicht..

Dieses taktische Konzept ist schlicht, richtig angewendet, führt sie dazu, dass ein umgerüsteter Gegner innerhalb von wenige Sekunden kampfunfähig ist. Das Konzept lässt sich in einigen wenigen Regeln zusammenfassen:
- Greife ihn an, sobald Du ihn erreichen kannst, damit er nicht angreifen kann.
- Gewinne den Vorschlag, indem Du irgendeine Blöße angreifst und dann greife ständig eine andere Blöße an, damit er keine Zeit hat Dich anzugreifen.
- Wenn die Schwerter angebunden haben, dann lass ihn nicht von dem Schwert kommen, sondern greife ihn weiter z. B. mit Winden an.
Einfach und Gradlinig
(…) er muss (also) so schlecht und gleich zuhauen, zum Manne, zum Kopf oder zum Leib, nach dem Allernächsten und Kürzesten, wie er ihn nur bekommen kann und erreichen rasch und schnell.
Und lieber mit einem Schlag, denn mit Vieren oder Sechsen, mit denen er nicht erreicht. Wenn soll Einer Einen schlagen oder stechen, der da vor ihm steht, so hilft ihm
(…) kein Schlag oder Stich hinter oder neben sich und keinerlei Weitfechten oder viel Hauen. So würde es für ihn nur so enden, dass er die Chance verliert.
(18r) Vermeide Kompliziertheit. Treibe nicht vier oder sechs (Schläge) vor.
(15r) Die richtige Kunst ist schlicht und gerade und geht nach dem nächsten und direktesten, was auch da kommen mag und lässt alle komplizierte Wehr. Und die neuen gefundenen Umwege der Leichtmeister die doch alle aus seiner (Lichtenauers) Kunst kommen.
(21v) An dem Schwert hat nichts Gestalt als das Nächste und Kürzeste

Zusammengefasst kann festgestellt werden:
- Sofort zuschlagen (Nimm also immer die nächste Blöße.)
- … und auf der möglichst kürzeste Weg. (Nimm immer den kürzesten Weg.)
In MS 3227a wird Gradlinigkeit und Direktheit des gesamten Bewegungsmusters besonders betont und erinnert uns immer wieder an die Grundprinzipien, die in allen Stücken zur Anwendung kommen.
Schlage niemals zum Schwert, sondern immer zur Blöße
Und (…), das ein Fechter, der (…) gleich zum Orte zu haut oder stich nicht wohl allemal treffen mag. Das der mit denselben Stücken hauend stechend oder schneiden, mit nähern, und zutreten, und mit umschreiten, oder springen, einen treffen mag.

Ein Hieb auf Schwert führt zwangsweise zu einem Anbinden am Schwert und eröffnet neue Möglichkeiten für den Gegner. Das soll vermieden werden und statt der gegnerische Schwert deren Blöße angegriffen werden.
Sei immer in Bewegung


Wir verharren nicht in der Hut und warten auf das Handeln des Gegners. Wir bewegen uns ständig durch die Huten. Ständige Bewegung erschwert dem Gegner einen Plan zu fassen und uns damit besiegen.
Vor, Nach, Indes
(20r) Er nennt die fünf Wörter:Vor, Nach, Schwäche, Stärke, Indes.
An denselben Wörtern leitet (sich) alle Kunst Meister Lichtenauer (ab).Und das sind die Grundfesten und der Kern allen Fechtens zu Fuß und zu Ross, blos oder im Harnisch.

Vereinfacht gesagt es ist wichtig zu erkennen ob Du „im Vor“ bist – ihn also angreifst – oder „im Nach“ bist – also angegriffen wirst. Je nachdem in welcher dieser beiden Situationen Du Dich gerade befindest ist eine bestimmte Art des Handelns empfehlenswert. „Indes“ könnte man mit gleichzeitig übersetzt werden.
Weich gegen hart und hart gegen weich


Idealer Weise setzen wir eine harte Technik gegen eine weiche ein und eine weiche Technik gegen eine harte. Der Wechsel zwischen Hart und Weich gehört zum taktischen Grundkonzept der Lehre Lichtenauers.
Mentale Einstellung

(15v) Und gar mit gutem Mut und gutem Gewissen oder Vernunft soll ein Fechter daher gehen und ohne Furcht, was man hernach noch hören wird. … und nicht feige wenn er mit Dir anfängt zu fechten, so treibst Du es richtig.3W Curriculum
Idealer Weise setzen wir eine harte Technik gegen eine weiche ein und eine weiche Technik gegen eine harte. Der Wechsel zwischen Hart und Weich gehört zum taktischen Grundkonzept der Lehre Lichtenauers.

Unsere innere Einstellung ist für den Kampfausgang von entscheidender Bedeutung. Noch wichtiger als körperliche Fassung. Innere Einstellung und fechterische Fähigkeiten – Nur wenn Innere Einstellung und fechterische Fähigkeiten stimmen, kannst Du aus einem Kampf möglichst unverletzt hervor gehen. Ein mutiger und kraftvoller Auftritt kann dein Gegenfechters bremsen und ihn verzagen lassen, bevor der Kampf begonnen hat. Übermut und Unvorsichtigkeit sollen vermieden werden.