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Das taktische Konzept

HEMA GLOSSAR
Das Konzept lässt sich in einigen wenigen Regeln zusammenfassen: 1. Greife ihn an, sobald Du ihn erreichen kannst, damit er Dich nicht angreifen kann. 2. Gewinne den Vorschlag, indem Du eine Blöße angreifst und dann greife ständig eine andere Blöße an, damit er Dich nicht angreifen kann. 3. Wenn die Schwerter angebunden haben, dann lass ihn nicht von dem Schwert kommen, sondern greife ihn weiter mit dem Winden an. Das ganze Konzept ist also ausgesprochen offensiv und aggressiv. Es ist schnörkellos und auf eine absolute Effizienz reduziert.

Einführung


Quelle - MS 3227a (17r) Vor, Nach, Stärke, Schwäche Indes das Wort mit zu merken Haue, Schlage, Schneide,Drücke Lage, Schützen, Stoßen, Fühlen, Zucken, Winden und hängen Rucken Streiche,Springe, Greifen, Ringen.Weisheit und Kühnheit, Vorsicht, List und Klugheit.Viel Verborgenheit, Vernunft, Vorbedacht, Fertigkeit, Übung und guter Intuition.Mit Bewegung und Gelenkigkeit schreite gut.In diesen Versen da, sind die fundamentalen Prinzipien und ... und die ganze Materia aller Kunst des Fechtens.
(…) er muss (also) so schlecht und gleich zuhauen, zum Manne, zum Kopf oder zum Leib,nach dem Allernächsten und Kürzesten, wie er ihn nur bekommen kann und erreichen rasch und schnell. Und lieber mit einem Schlag, denn mit Vieren oder Sechsen, mit denen er nicht erreicht..

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Dieses taktische Konzept ist schlicht, richtig angewendet, führt sie dazu, dass ein umgerüsteter Gegner innerhalb von wenige Sekunden kampfunfähig ist. Das Konzept lässt sich in einigen wenigen Regeln zusammenfassen:
 
  • Greife ihn an, sobald Du ihn erreichen kannst, damit er nicht angreifen kann. 
  • Gewinne den Vorschlag, indem Du irgendeine Blöße angreifst und dann greife ständig eine andere Blöße an, damit er keine Zeit hat Dich anzugreifen.
  • Wenn die Schwerter angebunden haben, dann lass ihn nicht von dem Schwert kommen, sondern greife ihn weiter z. B. mit Winden an. 

Einfach und Gradlinig


Quelle - MS 3227a (14v) Aber ernstes Fechten will rasche Schläge und (die) gar gerade dahin gehen. Direkt und zugemessen, gezogen an einer Schnur oder gezogen als ob sie besonders gemessen und gewogen wären.
(…) er muss (also) so schlecht und gleich zuhauen, zum Manne, zum Kopf oder zum Leib, nach dem Allernächsten und Kürzesten, wie er ihn nur bekommen kann und erreichen rasch und schnell.
Und lieber mit einem Schlag, denn mit Vieren oder Sechsen, mit denen er nicht erreicht. Wenn soll Einer Einen schlagen oder stechen, der da vor ihm steht, so hilft ihm 
(…) kein Schlag oder Stich hinter oder neben sich und keinerlei Weitfechten oder viel Hauen. So würde es für ihn nur so enden, dass er die Chance verliert.
(18r) Vermeide Kompliziertheit. Treibe nicht vier oder sechs (Schläge) vor.
(15r) Die richtige Kunst ist schlicht und gerade und geht nach dem nächsten und direktesten, was auch da kommen mag und lässt alle komplizierte Wehr. Und die neuen gefundenen Umwege der Leichtmeister die doch alle aus seiner (Lichtenauers) Kunst kommen.
(21v) An dem Schwert hat nichts Gestalt als das Nächste und Kürzeste

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Zusammengefasst kann festgestellt werden:
 
  1. Sofort zuschlagen (Nimm also immer die nächste Blöße.)
  2. … und auf der möglichst kürzeste Weg.  (Nimm immer den kürzesten Weg.)
In MS 3227a wird Gradlinigkeit und Direktheit des gesamten Bewegungsmusters  besonders betont und erinnert uns immer wieder an die Grundprinzipien, die in allen  Stücken zur Anwendung kommen.

Schlage niemals zum Schwert, sondern immer zur Blöße


Quelle - MS 3227a (18r-19r) Schlag nicht auf das Schwert, sondern warte auf die Blöße.
Und (…), das ein Fechter, der (…) gleich zum Orte zu haut oder stich nicht wohl allemal treffen mag. Das der mit denselben Stücken hauend stechend oder schneiden, mit nähern, und zutreten, und mit umschreiten, oder springen, einen treffen mag.

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Ein Hieb auf Schwert führt zwangsweise zu einem Anbinden am Schwert und eröffnet neue Möglichkeiten für den Gegner. Das soll vermieden werden und statt der gegnerische Schwert deren Blöße angegriffen werden.


Sei immer in Bewegung


Quelle - MS 3227a (17v) Motus (Bewegung) das schöne Wort ist des Fechtens Hort und Kron. Die ganze Materie des Fechtens In aller Pertinencia und der Artikel gar das Fundament,die Wahrheit, mit Namen sind genannt und werden Dir hernach viel bekannt.Wie denn einer nun fechtet, so sei den hier mit Wohl berichtet.Und sei stets in Bewegung und nicht feige, wenn er mit Dir hebt an zu Fechten, so treibe er mit rechten.

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Wir verharren nicht in der Hut und warten auf das Handeln des Gegners. Wir bewegen uns ständig durch die Huten. Ständige Bewegung erschwert dem Gegner einen Plan zu fassen und uns damit besiegen. 


Vor, Nach, Indes


Quelle - MS 3227a (18v) Vor und Nach, die zwei Dinge sind aller Kunst ein Ursprung. Schwäche und Stärke, Indes, das Worte mit merke. So machst Du lernen mit Kunst und erbittert Dich wehren.

(20r) 
Er nennt die fünf Wörter:Vor, Nach, Schwäche, Stärke, Indes. 
An denselben Wörtern leitet (sich) alle Kunst Meister Lichtenauer (ab).Und das sind die Grundfesten und der Kern allen Fechtens zu Fuß und zu Ross, blos oder im Harnisch.

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Vereinfacht gesagt es ist wichtig zu erkennen ob Du „im Vor“ bist – ihn also angreifst – oder „im Nach“ bist – also angegriffen wirst. Je nachdem in welcher dieser beiden Situationen Du Dich gerade befindest ist eine bestimmte Art des Handelns empfehlenswert. „Indes“ könnte man mit gleichzeitig übersetzt werden. 

Weich gegen hart und hart gegen weich


Quelle - MS 3227a (22r-22v) Wird er es wohl gewahr, das einer so schwach ist in seinem Schwert, dann lasse also eindringen und lasse treffen.Ist er aber stark und wehrt den Stich und leitet ihn ab. Das heißt, dass er wieder stark wird,an dem Schwert und deshalb sein Schwert abweist und den Stich wehrt. (Das bedeutet, das er) also (…) sein Schwert fest hin dringt, so soll dieser wieder schwach und weich dagegen werden. Und soll sein Schwert abgleiten lassen und ihm weichen. Und seine Blößen reichlich suchen, mit Hauen, Stichen oder mit Schnitten, wie er nur mag.Und das meint Lichtenauer mit den Worten: Weich und Hart.Und das kommt von der Autorität Also Aristoteles spricht in Buch "peryarmenias opposita iuxat se posita magis elucesunt vel exposita oppositorum cui autem / Schwach werde stark, hart werde weich, und umgekehrt. Wenn Stark gegen Stark gesetzt wird, dann siegt allemal der Stärker, darum stellt Lichtenauers Fechten eine rechte und wahrhaftige Kunst dar, das ein Schwacher mit seiner Kunst und List sicherer siegt, als ein Starker mit seiner Stärke. Das kann keine andere Kunst.

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Idealer Weise setzen wir eine harte Technik gegen eine weiche ein und eine weiche Technik gegen eine harte. Der Wechsel zwischen Hart und Weich gehört zum taktischen Grundkonzept der Lehre Lichtenauers.  


Mentale Einstellung


Quelle - MS 3227a (18v) Erschrickst Du gerne das Fechten nimmer lerne.Und was willst Du treiben bei guter Vernunft sollst Du bleiben. Im Ernst oder im Spiel habe fröhlichen Mut mit Maß. So magst Du achten und mit gutem Mut betrachten. Was Du sollst führen und keiner in Dir rühren. Denn guter Mut mit Kraft macht einen Widersacher zaghaft, … Sei gesittet mit Deinem Übermut. Das ist Dir gut.Kühnheit und Mut Vorsicht, List und Klugheit Vernunft, Verborgenheit, Muße, Vorbetrachtung, Fertigkeit Will das Fechten haben und fröhliches Gemüt tragen.
(15v) Und gar mit gutem Mut und gutem Gewissen oder Vernunft soll ein Fechter daher gehen und ohne Furcht, was man hernach noch hören wird. … und nicht feige wenn er mit Dir anfängt zu fechten, so treibst Du es richtig.3W Curriculum
Idealer Weise setzen wir eine harte Technik gegen eine weiche ein und eine weiche Technik gegen eine harte. Der Wechsel zwischen Hart und Weich gehört zum taktischen Grundkonzept der Lehre Lichtenauers.

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Unsere innere Einstellung ist für den Kampfausgang von entscheidender Bedeutung. Noch wichtiger als körperliche Fassung. Innere Einstellung und fechterische Fähigkeiten – Nur wenn Innere Einstellung und fechterische Fähigkeiten stimmen,  kannst Du aus einem Kampf möglichst unverletzt hervor gehen. Ein mutiger und kraftvoller Auftritt kann dein Gegenfechters bremsen und ihn verzagen lassen, bevor der Kampf begonnen hat. Übermut und Unvorsichtigkeit sollen vermieden werden.