Einführung



Nicht nur das Ort und Schneide werden gebraucht, auch das Gehilz und der Pommel (oder Knauf) werden im Kampf eingesetzt. In der nahen Mensur wird das ganze Schwert oft als Hebel benutzt. Der Pommel wird häufig zum Stoßen verwendet aber auch Hiebe sind damit möglich, siehe Donnerschlag oder dem Mordstreich bei Talhoffer.
Der Ort des Schwertes
...So sind es die Hängen und die Winden, sind die Anhängen und die Umläufe das Zentrum und der Kern, aus denen auch gar viele gute Stücke des Fechtens kommen. Und sich darum finden hierdort.
...Und wisse dass es nur zwei Haue gibt, aus denen alle Haue kommen, weshalb diese unten genannt werden. Das sind der Oberhau und der Unterhau von beiden Seiten. Das sind die Haupthaue, und die Grundlage für alle anderen Haue. Obwohl diese ursächlich und gründlich aus dem Ort des Schwerter kommen, der da der Kern und das Zentrum aller anderen Stücke ist, wie das wohl vorher geschrieben ist. Und aus denselben Hauen kommen die vier Versetzen zu beiden Seiten mit denen man alle Haue und Stiche oder Lager verletzt und bricht. Und aus denen dann auch die vier Hängen kommen, aus denen man wohl die Kunst betreiben kann, wie man später hören wird. Und wie ein Mann nun ficht, den Ort ihm ins Gesicht oder Brust kehren, so muss sich einer allzeit besorgen, dass der Stich herein komme, wenn er (..) so näher zu ihm hat

Der wichtigste Teil des Schwertes ist nicht -wie oft angenommen- die Klinge, sondern sein Ort (= Spitze). Dieser Ort sollte idealerweise immer auf der Gegner ausgerichtet sein.
Kurze und Lange Schneide

Bei einer Langes Schwert sind die beiden Schneiden "die Kurze Schneide" und "die Lange Schneide" symmetrisch. Dennoch wird in vielen Fechtbücher über beides gesprochen, da die Ausrichtung des Schwertes dadurch beeinflusst werden kann. Haue sind i. d. R. mit der langen Schneide härter als mit der kurzen Schneide. Der Begriff stammt vermutlich aus dem Fechten mit einem Langes Messer, bei dem eine Seite über eine wesentlich kürzere Schneide verfügt.
Das Schwert fassen
(…) fasse mit beiden Händen zwischen dem Gehilz und dem Klotz. Denn dann hält er das Schwert viel sicherer als wenn er den Klotz fasst mit einer Hand und schlägt auch viel härter und sicherer / Also wenn er den Klotz über sich wirft und schwenkt sich nach dem Schlage, dann wird der Schlag härter daher kommt, als wenn er das Schwert mit dem Klotz fasset. Wenn also gezogen wird der Schlag mit dem Klotze, dann wird er nicht so vollkommen und so stark daher kommen.

Laut 3227a sollten wir das Schwert zwischen Gehilz und Knauf fassen. Das steht im Gegensatz zu vielen Abbildungen in den Fechtbüchern. Auf einige Darstellungen ist zu sehen, dass Fechter den Pommel des Schwertes mit der linken Hand fassen. Dadurch wird eine wesentlich bessere Hebelwirkung am Schwert erreicht, was in vielen Situationen sehr hilfreich sein kann (siehe z.B. Winden und Versetzen). Dennoch ist der Aussage in 3227a richtig, für impulsive und schnelle Bewegungen ist eine Verringerung der Hebellänge positiv. Beide Arten haben demnach Vor- und Nachteile. Abbildungen in den Fechtbüchern zeigen zwei verschiedene Griffarten:
- manchmal im Daumengriff – also mit dem Daumen auf der Fläche gehalten.
- und manchmal im Standardgriff – also mit beiden Händen den Griff vollständig umfassend.
Auch hier haben beide Möglichkeiten Vor- und Nachteilen, keine der beiden ist für jede Situation passend. Im Kampf wird deshalb auch häufiger gewechselt. Das ist nur möglich wenn die Hand des Fechters locker und nicht verkrampft um den Gehilz gelegt wird. Die rechte Hand greift i. d. R. das Schwert hinter dem Gehilz und der linken Hand weiter unten in Richtung Pommel. Beim sog. "Halbschwert" verbleibt die rechte Hand hinter dem Gehilz und die linke Hand fasst das Schwert etwa in der Mitte der Klinge. Halbschwerttechniken werden häufig im Harnischkampf eingesetzt.


(9v-10r) Von (der) Schwäche und Stärke des Schwertes Schwäche und Stärke am Schwert vernimm also: Von dem Gehilz bis in die Mitte der Klinge ist die Stärke des Schwertes. Und vorwärts über die Mitte, bis an den Ort ist die Schwäche.Und wie Du mit der Stärke Deines Schwertes nach der Schwäche seines Schwertes arbeiten sollst, das wird Dir hernach erklärt.
