Glossar: Das spanische Mangual (= Flegel) ist eine Wuchtwaffe mit hölzernem Schaft mit Knauf an einem Ende und drei stählernen Ketten mit jeweils einer Kugel am anderen Ende. Der hölzerne Schaft soll nach den Quellenbeschreibungen den Durchmesser einer Pike haben und mit vier Schaftfedern verstärkt sein.

Typologie
Das spanische Mangual ist in enge Verwandtschaft mit dem Montante, dem spanischen Bidenhänder, zu setzten. So sind beide Waffen von ähnlicher Länge, haben also ungefähr Schulter- und Scheitelhöhe. Der hölzerne Schaft soll nach den Quellenbeschreibungen den Durchmesser einer Pike haben und mit vier Schaftfedern verstärkt sein. Dies ist auch in der Defensive bei Kontakt mit gegnerischen Klingen hilfreich. Betrachtet man die einzigen beiden Fechtbuchabbildungen des Mangual, so fällt zudem ein massiver Knauf am Schaftende auf, welcher sich bei der Waffenführung als Gegengewicht angenehm bemerkbar macht. Am Ring an der Schaftspitze befinden sich drei stählerne Ketten mit jeweils einer Kugel am Ende. Diese Ketten sind genauso lang oder auch geringfügig länger als der hölzerne Schaft selbst. Man kann sich allein anhand der Beschreibung des Gerätes schon vorstellen, dass es sich weder eine besonders leichte noch um eine einfach zu führende Waffe handelt.
Verwendung
Bisher ist lediglich ein einziges Buch bekannt, welches die Handhabung des Mangual beschreibt: „Resumen de la vera destreza de las armas en treinta y ocho asserciones“, erschienen in Madrid 1675 bei Francisco Sanz, verfasst von Don Miguel Perez de Mendoza y Quixada. Wie der Titel schon erkennen lässt, handelt es sich hierbei um ein Buch aus dem Themenkreis der spanischen „Verdadera Destreza“; jener - wie für diese Zeit typisch - auf wissenschaftlicher Methodik fußenden Kampfkunst, welche von Jerónimo Sanchez de Carranza in seinem wegweisenden Werk fast hundert Jahre vor Miguel Perez manifestiert wurde. Der Autor betont hier immer wieder die Verwandtschaft zum Montante. So könnte man es provozierend kurz zusammenfassen mit: „Benutze die selbe Lehre wie beim Montante, lasse nur die Stöße weg.“ In seinem Kapitel zum Montante selbst lobt er dieses dann zwar als „Königen aller Waffen“, beschreibt jedoch „nur“ allgemeine Dinge zur Handhabung und Taktik, jedoch keinerlei konkrete Techniken. Glücklicherweise sind jedoch in den Werken anderer Autoren genügend Technikanwendungen, sogenannte „Reglas“, zum Montante erhalten. Insbesondere die Technikkombinationen der Autoren Louis Godinho (1599) und Luis Díaz de Viedma (1639) mit dem Montante erweisen sich als größtenteils sehr geeignet, um sie ebenfalls mit dem Mangual umzusetzen.
Ähnlich wie bereits beim Montante, wird auch beim Mangual der Einsatz gegen zwei oder mehr Gegner hervorgehoben. Entsprechend widmet der Autor auch einen Großteil des Kapitels dem taktischen Vorgehen. „Destrezatypisch“ wird dies anhand der Ausrichtung zum Gegner und der Einnahme der korrekten Distanz aufgehangen. Durch Ausnutzen der überlegenen Reichweite und dem permanenten Neuausrichten seiner Angriffslinie soll der Gegner mit flüssigen, andauernden Angriffsketten stets unter Druck gehalten werden und keine Möglichkeit erhalten, selbst in eine passende Distanz und Ausrichtung für eigene Angriffe zu kommen. Der Schrittarbeit wird hier beim Kampf gegen zwei oder mehr Gegner besonderes Augenmerk geschenkt.
Eine zweite Besonderheit der langkettigen Waffe, welche es beispielsweise auch deutlich vom Trischel/Dreschflegel unterscheidet, ist das Waffenverhalten beim Hiebebenenwechsel. Wie bereits deutlich wurde, wird das Mangual in durchschwingenden Hieben, permanent kreisend, bewegt. Ist einmal der Schwung aus der Bewegung raus, oder die Bewegung an einer Stelle zu unrund und eckig geworden, so fallen einem buchstäblich die eigenen Kugeln auf den Kopf oder auf den Boden, und man steht für einen Moment vollkommen schutzlos seinen Gegnern gegenüber. Nun ist es recht einfach nach einem durchgeschwungenen rechten 45°-Oberhau einen zweiten rechten 45°-Oberhau flüssig anzuschließen. Wechselt man
jedoch den Hiebwinkel, so merkt man recht schnell, dass die Trägheit der schwingenden Kettenwaffe dies nur ungern mit sich geschehen lässt. Im Extremfall, einem horizontalen Hieb von rechts gefolgt von einem horizotalen Hieb von links, was eine Umlenkung von 180° bedeuten würde, käme man nicht umher die Waffe am Ende der Bewegung komplett zu stoppen und den linken Hieb neu anzusetzen. Das dies in einer Situation besonders mit mehreren Gegnern keine Option sein kann, ist wohl einleuchtend. Flüssig und sicher handhabbar sind lediglich Hiebebenenwechsel von ca. 90°, besser weniger. Will man also nach besagtem horizontalem rechten Hieb einen Linken anschließen, so ist es notwendig einen oder zwei steile Hiebe als Zwischenstufe einzufügen. Und genau solche Zwischenbewegungen werden in diversen Montanteregeln anderer Autoren auch mehrfach beschrieben, wenn es um den Richtungswechsel von rechtsherum zu linksherum und umgekehrt geht.
Auf den ersten Blick mag es wohl erstaunlich erscheinen, aber nach eingehender Betrachtung ergibt sich ein recht deutliches Bild davon, dass diese auf den ersten Blick grobschlächtig erscheinende Wuchtwaffe nur mit runden, geradezu weichen und harmonischen Bewegungen effektiv zu führen ist.
Zusammenfassung
Waffenart | Kettenwaffe, Wuchtwaffe |
Bezeichnungen | Mangual, Flegel |
Verwendung | militärische Waffe |
Entstehungszeit | 15. Jahrhundert |
Einsatzzeit | 16. Jahrhundert bis Ende 17. Jahrhundert |
Ursprungsregion | Spanien, Portugal |
Verbreitung | Europa |
Gesamtlänge | ca. 175 cm, variabel |
Gewicht | meist 2-4 kg, variabel |
Besonderheiten | Hölzerner Schaft mit Knauf an einem Ende und drei stählernen Ketten mit jeweils einer Kugel am anderen Ende. |