Glossar:
Einige populäre Irrtümer über Schwertkampf und Schwerter in Mittelalter.
Irrtum: Wir wissen nicht mehr wie im Mittelalter gefochten wurde.
Richtig: Es gibt für den europäischen Bereich zahlreiche Fechtbücher und andere Quellen. Diese Schriften offenbaren ein komplexes Allkampfsystem das sich ohne weiteres mit den asiatischen Kampfkünsten vergleichen lässt. Das früheste Werk dieser Linie stammt von ca.1295 das sogenannte Towerfechtbuch (I33). Das auch diese Werk nicht den Beginn der Fechtkunst darstellt sondern nur ein zufälliges Relikt ist das sich in unsere Zeit überliefert hat ist anzunehmen. Inzwischen kennen wir über 50 Fechtbücher, bzw. Schriften.
Irrtum: Trotz der Quellen ist es wohl kaum möglich, nur aufgrund von Büchern die damaligen Techniken nachzuvollziehen.
Richtig: Unterschiedliche Personen und Gruppen haben sich jahrelang mit den Quellen auseinandergesetzt. Sie haben die Fechtsysteme rekonstruiert, in dem sie Techniken mit der Waffe in der Hand erforscht und nachvollzogen haben. Teilweise gibt es verschiedene Interpretationen von Techniken und die Behauptung, die Fechtsysteme wären 100% rekonstruiert, ist nicht korrekt. Jedoch sind die „Forscher“ soweit, dass sie mit gutem Gewissen von historisch überlieferten Techniken sprechen können.
Irrtum: „Damals“ haben sie nur mit roher Kraft gekämpft, Technik gab es nicht.
Richtig: Die Quellen liefern Fechtsysteme, die technisch anspruchsvoll und durchdacht sind.
Irrtum: Ritterfilme zeigen einen adäquaten Umgang mit historischen Waffen.
Richtig: Wie in allen Filmen entsinnen Choreografen Bewegungen und Aktionen, die nichts mit einem richtigen Schwertkampf zu tun haben. Ein „echter“ Schwertkampf dauert nur wenige Sekunden und hat nichts mit dem zu tun, was man in Filmen oder oft auf Mittelaltermärkten sieht.
Irrtum: Schwerter sind schwer.
Richtig: Ein historisches langes Schwert (des 15. Jahrhunderts), oft auch gerne Anderthalbhänder oder Bastardschwert genannt, wiegt rund 1400 Gramm (je nach Hersteller etwas mehr, oder etwas weniger). Die Meinung, dass Schwerter bleiern sind, hält sich eisern. Oftmals handelt es sich bei den meisten Schwertern, die auf Mittelaltermärkten zu sehen sind um klobige Schaukampfschwerter. „Fecht“-Schwerter haben eine schmalere Schneide und sind zumeist anders gearbeitet.
Irrtum: Ein Fechter der nach europäischen, mittelalterlichen Techniken kämpft, hätte gegen einen Vertreter der alten japanischen Kampfsysteme keine Chance.
Richtig: Die Kampfkünste Kenjutsu und europäischer Schwertkampf mit den Langen Schwert sind in sich geschlossene Kampfsysteme, bei denen es kein Besser oder Schlechter gibt, sondern die gleichwertig sind.
Irrtum: Das Schwert war die Waffe des Ritters in den Schlachten.
Richtig: In der Tat trugen Ritter in Schlachten Schwerter. Jedoch war es „nur“ eine Beiwaffe und die Kämpfer haben zuerst mit anderen Waffen kämpft.
Irrtum: Einen vollgerüsteten Ritter kann man besiegen, indem man mit seinem Schwert auf ihn schlägt.
Richtig: Mit einem Schwert auf eine Rüstung zu schlagen, macht nur eins, das Schwert kaputt. Wenn Ritter mit Schwertern gegeneinander gekämpft haben, nutzten sie die Waffe wie ein Speer und versuchten, die Schwachstellen einer Panzerung anzugreifen.
Irrtum: Jede erdenkliche Waffengattung war in Mittelalter bekannt und beliebt, wie zum Beispiel der Kampf mit zwei Schwertern oder zwei Äxten, usw.
Richtig: Es sind in der tat unterschiedliche Waffengattungen in den Quellen zu finden. „Exotischere“ Varianten, die auch aus Computer-Spielen und Fantasy-Filmen bekannt sind gab es aber nicht, bzw. nicht in eine geschlossener Fechtsystem.