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Verhaltenscodex

Glossar: Verhaltensregeln für historische Fechter und alle die es mal werden wollen.

Allgemein

  • Der Fechtsaal ist ein Ort der Ruhe, Konzentration und Disziplin. Das Verhalten im Fechtsaal muß daher immer dieser Atmosphäre der Sammlung angepaßt sein.
  • Die Trainingsordnung (hier zu finden: TRAININGSORDNUNG) ist unbedingt einzuhalten!
  • Während des Trainings wird nur in Ausnahmefällen gesprochen und auf das notwendigste begrenzt, da dies die Trainingspartner sowie den weiteren Trainingsbetrieb stört.
  • Wir versuchen immer pünktlich zum Trainingsbeginn fertig umgezogen im Fechtsaal zu sein. Falls uns dies aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist und wir erst nach dem Angrüßen den Fechtsaal betreten, so wärmen wir uns selber auf und versuchen die anderen so wenig wie möglich zu stören. Danach grüßen wir selbstständig an und melden uns beim Übungsleiter.
  • Der Fechtsaal sollte nach dem angrüßen nicht ohne Rücksprache mit dem Übungsleiter verlassen werden.
  • Übungen sind in angegebener Geschwindigkeit am Partner zu üben. Falls keine Geschwindigkeit angegeben ist hat man mit dem Partner eine Geschwindigkeit zu wählen die beide fehlerfrei ausüben können.
  • Übungen haben ein Anfang und ein Ende. Dies ist vom Übungsleiter anzugeben. Während einer laufenden Übung sollen die Fechter nicht einfach aufhören oder etwas anderes üben. Es gibt zwischen den Übungen kurze Pausen in den etwas getrunken werden kann.
  • Niemand muss Übungen mitmachen die er aus unterschiedlichen Gründen nicht machen kann oder will. Jedoch muss dies dem Übungsleiter angesagt werden.
  • Glasflaschen und andere zerbrechliche Gefäße haben nichts im Fechtsaal zu suchen.
Arbeite und denke mit!
Dein Verhalten ist Voraussetzung für ein reibungsloses Training. Sei aufmerksam, hilfsbereit und kameradschaftlich. Beteilige dich intensiv am Training, stelle dich als Partner zur Verfügung. Fechten lernt man nur durch regelmäßiges aufmerksames Fechten. Der Lehrer kann nur einen Weg vorgeben ihm folgen muss jeder selber.

Verhalten mir selbst gegenüber

Fechten zu lernen bedeutet sich selber besser kennen zu lernen. Denn um gut fechten zu können muss man an sich selber hart arbeiten. Dies bezieht sich auch auf das ausgewogene innere Verhältnis des Menschen zu sich selbst. Also nicht nur körperlich hart zu trainieren sondern sich auch selbstkritisch zu betrachten und die inneren Probleme zu erkennen, die einem im Weg sind. So sollten wir erkennen ob wir uns im inneren Gleichgewicht befindet. Tendenzen zur Überheblichkeit, zum Egoismus, zur Selbstüberschätzung, zur Ungerechtigkeit, zum Selbstmitleid, zu unkontrollierten Gefühlen, zu Vorurteilen u. a. fallen unter diese Regel. Wenn sie nicht behoben werden, verhindern sie den Fortschritt auf unserem Weg.
Die Übung des Körpers wird mit dem Älterwerden ihre Grenze erreichen, der Geist jedoch lässt sich bis zum Tod immer weiter vervollkommnen.

Verhalten anderen Fechtern gegenüber

  • Wir üben als Partner nicht als Gegner. Im Umgang mit dem Partner ist Fairness und Rücksichtnahme das oberste Gebot. Beim gemeinsamen Training unterschiedlicher Grade nimmt der höher graduierte Fechter Rücksicht auf den weniger fortgeschrittenen Ausbildungsstand seines Partners und hilft ihm weiter wo er kann.
  • Wir respektieren einander auch wenn wir den anderen aus persönlichen Gründen nicht mögen. Im Training soll das Verhalten gegenüber jedem Mittrainierenden gleich neutral und höflich zuvorkommend sein. Aggressives und überhebliches Verhalten ist zu unterlassen.
  • Wir suchen die Schuld immer zuerst bei uns und nicht beim anderen. Wenn es im Training nicht klappt oder sogar zu kleinen Unfällen kommt werfen wir dies nicht dem Partner vor, sondern suchen die Schuld zunächst bei uns.
  • Diese Regeln gelten auch Fechtern aus anderen Schulen gegenüber!

Verhalten den Waffen gegenüber

  • Wir pflegen unsere Waffen, Rost und Dreck haben auf den Klingen nichts zu suchen
  • Leihen wir uns Waffen aus so reinigen wir sie nach dem Gebrauch
  • Die nicht scharfen Übungswaffen werden von uns immer vor dem Training auf Grate und Spitzen überprüft
  • Wir stecken die Waffen nicht in den Boden und lagern sie nicht auf dem Ort
  • Wir berühren die Waffen anderer nur nach deren Erlaubnis

Verhalten dem Rest der Welt gegenüber

Wir vertreten unsere Kampfkunst mit unserem Verhalten den Menschen gegenüber.

Fechten und kämpferische Übungen stehen für Körperkoordination und Kondition, gepaart mit hohen intellektuellen Leistungsanforderungen. Eigenschaften wie Schnelligkeit, Fitness, Mut, Tempo, Fairness und Rhythmusgefühl werden gebraucht und entwickelt. Ebenso werden Phantasie, schnelle Entscheidungsfindung, konsequentes Auftreten, Disziplin und Willenskraft geschult. Die Auseinandersetzung mit der Kampfkunst und im speziellen mit einer Waffe erfordert einen strengen Verhaltenscodex der sich auch positiv auf das Leben der Fechter auswirken kann. Im Idealfall erreichen wir eine Harmonie zwischen Körper und Geist.

Als Fechter sollten wir immer versuchen diese guten Eigenschaften nach außen zu tragen und zu beweisen. Verhalten wir uns als Fechter primitiv, aggressiv und oberflächlich so fällt das auf uns alle zurück.

Auch die alten Fechtmeister haben schon die Befolgung eines Verhaltencodex von ihren Schülern erwartet:
"Ein Fechter soll sich halten fein, Kein Rühmer, Spiler, Sauffer sein. Auch nit Gotteslestern noch schweren, Und sich nit schemen zu lehren. Gottesfürchtig, Züchtig, dazu still, Sey messig, erzeug den Alten ehr Und dem Weibsbild auch weiter hör, Alles tugendt ehr und manlichkeit, Der sollt sich fleißen allezeit, Auff das du dienen könnst mit ehren, Keyser, König, Fürsten und Herren, Auch nützlich seyest demVatterland, Und nicht der edlen Kunst ein Schandt." 
(Fechtmeister Joachim Meyer, 1570)